Antibiotika-Reduktion: schnelltestbasiertes Therapiekonzept (MastDecide) zur Behandlung klinischer Mastitiden

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Sparsamer und gezielter sollen Antibiotika in der Tierhaltung eingesetzt werden, um unter anderem die Entstehung von multiresistenten Keimen zu vermeiden, die für Mensch und Tier sehr gefährlich werden können. Das LBZ Echem hat nun ein schnelltestbasiertes Therapiekonzept zur Behandlung von Euterentzündungen (Mastitis) getestet. Mit erfreulichem Effekt!


Fachlicher Ansatz:  

  • effiziente zielgerichtete Mastitistherapie;
  • Entscheidungshilfe für antibiotische Therapie 
  • Vermeidung nicht sinnvoller lokaler Antibiose

 Durchführung:  

  • Test Bestandteil der normalen Behandlungsroutine
  • zusätzliche Labordiagnostik (Erregernachweis/Resistenztest) 
  • Überprüfung der individueller Therapiewürdigkeit des Tieres 

Datenerfassung: November 2019 - Ende 2020


 

Erfahrungsbericht

Praxiserprobung im LBZ Echem: Schnelltestbasiertes Therapiekonzept für Mastitis-Therapie

Das LBZ Echem melkt ca. 155 Tiere sowohl konventionell als auch am AMS und testet seit September 2019 ein schnelltestbasiertes Konzept zur evidenzbasierten Therapie von klinischen Mastitiden mit dem Ziel, die Zahl nicht effektiver antibiotischer Behandlungen zu verringern.

Im Rahmen dieses Konzepts kommt ein Schnelltestsystem zum Einsatz, welches innerhalb von 12-14 Stunden ein Ergebnis dahingehend liefert, ob grampositive, gramnegative oder keine Mastitiserreger nachweisbar sind. In Zusammenarbeit mit dem Hoftierarzt und dem Eutergesundheitsdienst der LWK Niedersachsen wird der Schnelltest direkt im Betrieb angesetzt, ausgewertet und sachgerecht entsorgt. Natürlich erfordert der Einsatz des Schnelltest eine saubere Probenahme und einen Arbeitsplatz, der ein gründliches sowie hygienisches Ansetzen des Schnelltests ermöglicht.

Eine lokale antibiotische Therapie erhalten laut Konzept nur diejenigen Tiere, welche nach Überprüfung als therapiewürdig einzustufen sind und bei denen grampositive Erreger nachgewiesen werden. Generell erhält jedes Tier mit einer klinischen Mastitis laut Konzept einen Entzündungshemmer.

1 ½ Jahre nach Projektstart zieht das LBZ Echem ein positives Fazit. Der Einsatz antibiotischer Präparate konnte im Bereich der klinischen Mastitiden erheblich reduziert werden und hinsichtlich des Therapieerfolgs konnten keine Verschlechterung beobachtet werden. Durch die Abnahme der antibiotischen Behandlungen reduzierte sich auch die Menge an nicht verkehrsfähiger Milch.

Aufgrund der einfachen Handhabung konnte der Schnelltest gut in den Arbeitsalltag integriert werden. Falls das Testergebnis nicht bereits zur folgenden Melkzeit vorliegt, werden die Tiere nach dem Melken selektiert und im Anschluss behandelt. Da durch den Einsatz des Schnelltest und durch die vorherige Überprüfung der Therapiewürdigkeit die Zahl der lokalen antibiotischen Therapien stark gesunken ist, stellt dies einen verkraftbaren Mehraufwand dar.  

Der Schnelltest liefert eindeutige Ergebnisse, auf deren Grundlage klare und einheitlich Therapieentscheidungen abgeleitet werden können. Natürlich ersetzt das Schnelltestsystem nicht die klassische Untersuchung von Milchproben im Labor, bietet jedoch eine zeitnahe Entscheidungshilfe bezüglich der nötigen und sinnvollen Therapie.  

Zum Ende des Projekts kann festgehalten werden, dass die Umstellung des Therapiekonzepts für das LBZ Echem sehr erfolgreich war. Durch evidenzbasierte Konzepte kann das LBZ seiner Vorbildfunktion in Sachen Nachhaltigkeit, Antibiotikareduktion und Tierwohl gerecht werden. Dies spiegelt sich auch in der durchweg positiven Resonanz von Gästen und Auszubildenden bezüglich des Therapiekonzepts wider. Auch nach Beendigung der Praxiserprobung wird das LBZ Echem am schnelltestbasierten Therapiekonzept festhalten und somit einen Beitrag zu einer nachhaltigen Milchviehhaltung leisten.

 

Reinhold Koch, Ausbilderteam Rind – Bereich Melken, LBZ Echem

Dr. Martin tho Seeth, Fachtierarzt für Milchhygiene, Tiergesundheitsdienste der LWK Niedersachsen

 

Mai 2021

Stand: 20.01.2022


Kontakt:
Dorothea Hagemann
Koordinatorin Lehrwerkstatt Rind
Telefon: 04139 698-118
Telefax: 04139 698-100
E-Mail: